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I
EXKLUSIV
PLATTENSPIELER
Einzigartig und sofort ins Auge fallend
ist das Leuchtband der grün durchstrahl-
ten 0,5 Zentimeter großen Öffnungen im
Metallkranz, der den aus resonanzarmem
POM gefertigten Außenteller umschlingt.
Der Clou: Stehen die Punkte bei drehen-
dem Teller optisch wie festgenagelt still,
stimmt die Drehzahl perfekt.
Möglich macht dies ein quarzunter-
stützter analoger Steuerkreis für den
Reibradantrieb. Richtig gelesen, der Reed
gehört zu den ganz seltenen Exemplaren
mit dieser Vortriebsart. Nach dem Tippen
einer der links eingelasse-
nen Geschwindigkeitstas-
ten werden intern zwei fla-
che Rollen aus beständi-
gem Polyurethan an den
Innenteller gedrückt und
sorgen so für dessen weit-
aus direktere und innigere
Kopplung an die beiden Motoren als ein
üblicher Riemen. Reeds Gründer und
tigkeit sowie konzentrierter Energie. Wer
will, der kann das Laufwerk bei etwas
Übung innerhalb weniger Minuten auf
Riemenantrieb umbauen (siehe Kasten).
Uns erreichte der Muse 3C mit dem Reed-
Tonarm 3P, der kardanische und Ein-
punktauff ängung miteinander kombiniert
und dessen Lager wie auch die Anti-
skating magnetisch fixiert sind, sowie
mit dem etwas einfacher konstruierten,
aber ebenfalls feinmechanisch berücken-
den 2A. Beide haben ein Rohr aus Holz.
Die Litauer haben umfangreiche Mes-
sungen und Hörtests mit unterschied-
lichsten Hölzern angestellt. Wir erhiel-
ten den sogar mit zwei bedeutenden
Designpreisen ausgezeichneten 3P in
Zwölf-Zoll-Version mit „Pernambucco“-
Arm und den 2A als 10,5-Zöller in
Wenge. Andere Holzarten fürs klangliche
wie massebezogene Feintuning haben die
Litauer im Angebot. Der Umgang mit den
Armen war ein Gedicht. Alles funktio-
an den 2A sowie das superbe SLR Gull-
wing, eine unserer Top-Referenzen, an
den Spitzenarm. Dank der zum Liefer-
umfang gehörenden Metallschablone
ein Kinderspiel, und dass die Benz-Ab-
taster für beste Transparenz ein Tick-
chen höher als absolut waagerecht ein-
gestellt sein wollen, wissen wir ohnehin.
Der gehörmäßige Abgleich „on the fly“
bestätigte es, denn beide Arme lassen
sich während des Spielens in der Höhe
verstellen, der 3P obendrein auch um
seine senkrechte Achse (Azimut).
Ultimativer Kick per Reibrad
Blieb die Gretchenfrage: Reibrad oder
Riemen? Bei Diana Kralls quirligem
„Paris“-Konzert war das bewährte Gum-
miband unser Favorit, weil mit ihm die
Nummern tendenziell beschwingter,
tänzelnder und rhythmisch variabler
erschienen, während der Friction Drive
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S
tichw or
POM:
„Polyoxymethylen" ist
ein hochmolekularer,
thermoplastischer
Kunststoff von hoher
Steifigkeit und Dimen-
sionsstabilität.
Mastermind Vidmantas Triukas sieht im
„Friction Drive“ deshalb klare Vorteile
hinsichtlich des Timings, eherner Fes-
nierte praktisch „reibungslos“.
So justierten wir zwei MC-Tonabneh-
mer von Benz: das ambitionierte ACE SL
Freie Auswahl: Reibräder oder Riemen
kelgelbe Rollen aus
Polyurethan realisiert,
indem die Rollen beim
Start an den Subteller
schwenken und kurz nach dem Stopp-Befehl wieder abgezogen
werden, damit sie sich bei längerem Stillstand nicht plattdrücken.
Um störende Interferenzen zu vermeiden, variiert die Drehzahl der
beiden Motoren leicht - und damit der Querschnitt der Rollen.
Zum Umstellen auf Riemenantrieb (u.r.) fixiert man die Motoren, zieht
die Rollen ab, wofür man kleine Inbus-Madenschrauben löst, setzt
an ihrer Stelle zwei im Durchmesser identische Metall-Pulleys auf,
zieht ihre Schräubchen sanft an, legt den Riemen auf und - ganz
wichtig - stellt den kleinen Kippschalter für die Steuerung (o.) von
„Friction" auf „Belt" um. Mehr ist nicht zu tun. Nach dem erneuten
Aufsetzen der Plattenauflage, wobei zu beachten ist, dass die
beiden Hilfspunkte von Sub- und Hauptteller einander gegen-
überliegen, kann man sofort weiterhören. Einfacher geht's
kaum. Wer je nach Musikstil eine bestimmte Antriebsart
vorzieht, bekommt schnell Übung im Wechseln. Die meisten
Reed-Besitzer werden sich letztlich wohl für einen Modus
entscheiden. Aber gut, wenn man die Wahl hat!
N
ach dem Abheben des von einer Aluminiummanschette einge-
fassten POM-Tellers ist die Antriebsmechanik zugänglich: Zwei
einander gegenüberliegende Motoren nehmen den Subteller „in die
Zange". Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass das Lager beidseitig
belastet wird, wobei die Druckkräfte idealerweise einander aufhe-
ben. Als einzigartiges Feature bietet der Muse 3C wahlweise Reib-
rad- (großes Bild) oder Riemenantrieb. Ersterer wird durch zwei dun-
72 STEREO 3/2015